Die boomende Szene der Coworking-Spaces
erlebt einen neuen Trend als Alternative
zum Homeoffice für Angestellte. Die IHK Köln
bietet einen Überblick über die Angebote
und ist in den Spaces auch mit Beratungen präsent.
Coworking-Spaces boomen immer weiter. Nach einer Berechnung der Unternehmensberatung Jones Lang LaSalle waren allein in den sieben größten Städten Deutschlands Anfang 2019 mehr als eine Million Quadratmeter Bürofläche flexibel vermietet, was einem Anteil von sechs Prozent an den Büroimmobilien insgesamt entspricht – Tendenz weiter steigend. Eine dieser Städte ist Köln, wo in den vergangenen Monaten eine Reihe weiterer Spaces entstanden ist. Zu diesen neuen Anbietern gehören Sandrina Coenen und Jessica Randrianarisoa mit ihren zwei Standorten unter dem Namen Okandada, was in einer Sprache amerikanischer Ureinwohner „um einen Platz bitten“ bedeutet.
Die Gründerinnen setzen dabei auf ein Konzept, das über die klassische Platz- und Raumvermietung weit hinausgeht. „Neben Netzwerkveranstaltungen hat Okandada auch einen eigenen Accelerator ins Leben gerufen, um Start-ups mithilfe individuell ausgewählter Coaches,
Workshops und Investoren zu unterstützen“, sagt Jessica Randrianarisoa.
Die Idee der Gründerinnen, besondere Angebotsmerkmale zu entwickeln, passt zum Trend. „Coworking-Spaces unterscheiden sich zunehmend voneinander – nicht nur in Größe und Ausstattung, sondern immer mehr auch durch Schwerpunkte wie z.B. bestimmte Branchen oder Technologien, die besonders bedient werden. Gründenden hilft es daher sehr, sich nach dem jeweils für sie besten Angebot umzuschauen“, sagt Petra Göbbels, Gründungsberaterin der IHK Köln. Die IHK bietet daher auch eine regelmäßig aktualisierte Übersicht von derzeit knapp 50 Coworking-Spaces in der Region. Ein weiterer Mehrwert ist die kartographische Darstellung. „Mit einem Blick wird die Verteilung der Coworking-Spaces offensichtlich und bietet eine schnelle Orientierung, ob ein Angebot in der gewünschten Gegend liegt“, ergänzt Ester Maniecki, Standortexpertin der IHK Köln.
Größerer Bedarf besteht inzwischen vor allem noch im Umland der Großstädte. Das bestätigen auch die Okandada-Inhaberinnen: „Wir werden selbst immer wieder nach weiteren Standorten
gefragt.“ Einen Schub erhält die Szene ganz offenbar durch einen neuen Trend: „Coworking wurde ursprünglich fast ausschließlich von Start-ups genutzt. Mittlerweile haben aber auch immer mehr Corporates die kreative Arbeitsatmosphäre und Flexibilität der Mietverträge in einem Coworking für sich entdeckt.“
Neuer Schub durch Corona?
Diese Entwicklung erlebt Martin Metgenberg, Betreiber des desk2work in Gummersbach, derzeit selbst. Ein großes Handelsunternehmen hat bei ihm Arbeitsplätze für Mitarbeiter gebucht, die im Oberbergischen wohnen und sich zumindest an einigen Tagen der Woche die Fahrt nach Köln sparen können. „Coworking ist damit eine Alternative zum Homeoffice, zumal hier auch Daten- und Arbeitsschutz sichergestellt ist, was der Arbeitgeber bei seinen Mitarbeitern zuhause
erst prüfen muss“, sagt Metgenberg, der auch mit der IHK-Geschäftsstelle Oberberg zusammenarbeitet. IHK-Beraterin Angelika Nolting bietet im desk2work regelmäßig alle zwei Monate Sprechstunden für Gründerinnen und Gründer an, ob aus dem Space selbst oder von außerhalb. „Voraussetzung ist nur, dass sie IHK-Mitglied sind oder es durch eine Gründung werden wollen.“
Beratungsgespräche dieser Art sind in jedem Coworking-Space im IHK-Bezirk möglich.
Wer sich dafür interessiert, schreibt am besten einfach eine E-Mail an die Start-up-Unit der
IHK unter startup@koeln.ihk.de
Inhaber Martin Metgenberg und IHK-Beraterin Angeklika Nolting im "desk2 work"
Foto: Thilo Schmülgen
Loftatmosphöre im "desk2work"
Foto: Thilo Schmülgen
IHK-Beraterin Angelika Nolting bietet regelmäßig Sprechstunden im desk2work an.
Foto: Thilo Schmülgen
Naturmaterialien und stylishes Ambiente im Okandada
Foto: Thilo Schmülgen
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Die Gründerinnen von Okandada haben eine solche Beratung nicht in Anspruch genommen, was vor allem am Zeitdruck in der sehr kurzen Gründungsphase gelegen habe. „Heute aber empfehlen wir allen unseren Membern die IHK-Beratung, weil man hier alle gründungsrelevanten Informationen bekommt.“
Fakt ist: Der Coworking-Boom hält an. Ein Grund dafür ist offenbar die Tatsache, dass ein festes Angestelltendasein für immer weniger Menschen der Normalzustand ist. Nach einer Studie des Finanzdienstleisters Morgan Stanley sind in den USA schon heute rund 35 Prozent der arbeitenden Menschen Freiberufler. In Europa liege dieser Wert mit knapp 30 Prozent noch niedriger, habe sich aber seit 2005 schon verdoppelt. Einen weiteren Schub erwarten Branchenkenner durch die Corona-Krise, die die Homeoffice-Nutzung vervielfacht hat. Wer dauerhaft häufig im „heimischen“ Büro arbeitet, hat andere Ansprüche als jemand, der das nur vorübergehend tut. Insofern könnte sich der Trend des Coworking-Space als Alternative zum Homeoffice sogar noch weiter verstärken.